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Asphyx / Sonne Adam / Blizzard / Necrowretch - Essen, Turock - 10.03.2012
Mit "Deathhammer" ist der niederländischen Death-Metal-Institution ASPHYX ein Paukenschlag gelungen, der zurecht überall Bestnoten einfährt. Neben einer Release-Show im heimatlichen Arnheim ist auch eine im Essener Turock angesetzt, der Venue also, in der die DVD "Live Death Doom" aufgenommen wurde. Natürlich redet die Band davon, hier ihre besten Fans zu haben, ganz falsch ist das aber wohl nicht, denn das Turock ist an diesem Samstagabend ausverkauft. Drei weitere Bands sind mit von der Partie, nämlich SONNE ADAM, BLIZZARD und NECROWRETCH.
Den Anfang machen NECROWRETCH, die das neueste Signing beim Label von ASPHYX sind. Passend dazu haben Century Media auch einen Stand im Kneipenbereich des Turock aufgebaut, an dem es CDs und jede Menge edle Vinyl-(Re-)Releases zu kaufen gibt. Zurück zur Bühne, auf der sich ein augenscheinlich noch recht junges Trio abmüht. Die Franzosen geben dabei irgendwie ein ulkiges Bild ab, allen voran Sänger Vlad mit seinem grobschlächtigen Gesicht, der Gitarre knapp unter der Brust und seinen Posen. Musikalisch haben die Franzosen räudig-rumpeligen Death Metal zu bieten, der sich an frühen DEATH orientiert und bei dem der Gesang mit extrem viel Hall in Szene gesetzt wird. Aus der Heimat hat man seinen eigenen kleinen Fanclub mitgebracht, der ein mit dem Logo bemaltes Laken schwenkt und seine Band lautstark abfeiert. Beim Rest des Publikums können NECROWRETCH jedoch nur bedingt punkten, hier und da schüttelt einer seine Matte, aber mehr als Höflichkeitsapplaus gibt es nicht. Ausbaufähig, im Zuge des grassierenden Death-Metal-Revivals und bei der zu erwartend guten Labelarbeit wird man von der Band aber sich noch einiges hören.
Wenn man etwas auf Platte schon mies und langweilig findet, ist es eher selten, dass man live mehr damit anfangen kann. Und so kann der Verfasser dieser Zeilen dem Auftritt von BLIZZARD auch so gar nichts abgewinnen. Zwiegespalten auch die Reaktionen im Publikum. Der eine Teil findet den rock'n'rolligen Rumpelsound, der an die Schweden GEHENNAH und an MOTÖRHEAD erinnert, äußerst amüsant, reckt Fäuste und schwingt die Haare, der Rest starrt ungläubig zur Bühne oder wendet sich gelangweilt ab und dem Biere zu. Mit seiner Musik passt das baden-württembergische Trio allerdings auch überhaupt nicht zum Rest des Billings und so fragt man sich, wer auf die Schnapsidee gekommen ist, die Band einzuladen. Sänger Atzes völlig unmelodisches Gebell mag zwar zur Musik passen, ist aber letztlich kaum zu ertragen. Und über seine Sonnenbrille muss man keine weiteren Worte verlieren. Als die zwölf Songs endlich vorbei sind, macht sich im Turock dann auch Erleichterung breit.
Deutschland, Frankreich, Niederlande und Israel - multinationales Programm in Essen. Mit der EP "Armed With Hammers" gelang es den Israelis SONNE ADAM, den Titel "Demo des Monats" im Rock Hard zu gewinnen. Vermutlich auch dadurch wurden Century Media auf die Band aufmerksam und nahm sie unter Vertrag. Im April 2011 erschien das Debütalbum "Transformation" und wer von den Zuschauern die Band bisher nicht kannte, wird an diesem Abend angenehm überrascht. Einheitlich in schwarz gekleidet (nur Sänger und Bassist Dahan verzichtet aufs Leibchen), zelebriert die Band finsteren, zähen und doomigen Death Metal, der lava-esk aus den Boxen kriecht. Damit ist man im Gegensatz zu BLIZZARD an der richtigen Adresse und dementsprechend positiv sind die Publikumsreaktionen. Mit "We Who Worship The Black", dem besten Song des Albums, gelingt ein guter Einstieg, es folgen acht weitere Songs, von denen zwei auch bislang unveröffentlich sein dürften. Starke, intensive Show, mit der man sicherlich ein paar neue Fans gewonnen hat.
Und dann ist endlich die Zeit gekommen, um den Hammer des Todes zu schwingen. Und ASPHYX lassen sich nicht zweimal bitten und legen alles in Schutt und Asche. Unter tosendem Jubel und mit breitestem Grinsen im Gesicht betreten Martin, Bob, Paul und der hünenhafte neue Basser Alwin zu den Klängen des "The Rack"-Intros "The Quest For Absurdity" die Bühne. Und knallem dem Publikum ohne weitere Vorwarnung "Into The Timewastes", den Opener von "Deathhammer" vor den Latz. "Scorbutics" und "MS Bismarck" folgen und zu dem Zeitpunkt hat die Band schon längst gewonnen. Der fließend Deutsch sprechende Frontmann Martin van Drunen beweist mit seinen Ansagen mal wieder, dass er einer sympathischsten und witzigsten Charaktere der Szene ist, er geht auf Tuchfühlung mit den Fans in der ersten Reihe und reicht ihnen die Hand und wenn er nicht mit seiner unnachahmlichen Stimme ins Mikro kreischt, schüttelt er die dünne graustichige Matte wie ein Wahnsinniger. Seine Bandkollegen stehen ihm da in nichts nach, rasen wie von der Tarantel gestochen über die Bühne, posen gemeinsam, lassen die Haare fliegen und dazu auch noch geilen Death Metal erklingen. Man erlebt es wirklich selten, dass soviel Energie da auf der Bühne zu spüren ist und natürlich überträgt sich diese Kraft auch auf das Publikum. Dem ist es erlaubt, zum Crowdsurfen auf die Bühne zu kommen, was rege genutzt wird. Auch hier beweisn ASPHYX, dass Fannähe für sie keine Floskel ist.
Zurück zur Musik. Nacheinander folgen zwei der besten Songs des aktuellen Albums, nämlich der Titeltrack und das langsamere, melodische "We Doom You To Death". Geil, geil, geil. Im weiteren Verlauf werden die anderen Höhepunkte des Albums, "Der Landser" und "Minefield" natürlich nicht außen vor gelassen, "Reign Of The Brute", "The Flood" und "As The Magma Mammoth Rises" folgen ebenfalls. Dazwischen hat man unverzichtbare Klassiker der ersten beiden Alben wie "Vermin", "Wasteland Of Terror", "The Rack", "Last One On Earth", "Food For The Ignorant" und "Asphyx (Forgotten War)" platziert, aufgefüllt wird die aus insgesamt 25 (!) Titeln bestehende Setlist mit Songs von "Death... The Brutal Way". Mehr Gegenwert fürs Eintrittsgeld, das an der Abendkasse bei spottbilligen 15 € (!!) liegt, kann man wirklich nicht bekommen. Dass auch die Merchandise-Preise völlig in Ordnung sind, versteht sich von selbst. Und so darf man guten Gewissens von einem perfekten Abend sprechen, den Schnitzer im Vorprogramm hat man nämlich schon längst wieder vergessen...